AKTUELL

Heute werden circa 70 Hektare bewirtschaftet. Der „Tännlihof“ liegt in einer durch die Thur geschaffenen Schwemmlandebene auf 350 Meter über Meer. Die Böden um den Hof sind sandiger Lehm ohne Steine, welche sich im Frühjahr schnell und leicht erwärmen, was eine gute Voraussetzung für Frühkartoffeln ist. Die Thur macht eine grosse Schlaufe um den Betrieb, was eine zusätzliche positive Wirkung auf das Klima und das Pflanzenwachstum hat.

 

Unser Betrieb wächst und wächst. Zuletzt haben wir Ende Juli 2018 unseren Hofladen eröffnet. Wir haben immer neue Ideen im Kopf und freuen uns, diese umsetzen zu dürfen!

 

Aus der Gemeindechronik Andelfingen:


Die Berichte über die Jugend des Andelfinger Bauern Ernst Höneisen (1937) hören sich wie aus einer anderen Zeit an: überall auf dem Hof an der Landstrasse schräg gegenüber dem Restaurant „Rank“ war es eng. Immer hat das Geld gefehlt, die Betriebsfläche von 6,7 ha mit etwas Reben war knapp, der Stall zu klein. Wollte man sieben statt nur sechs Kühe haben, durften es nur kleine Tiere sein. Nach der Schule musste Ernst mit Ochs und Kuh aufs Feld. Eine Berufsausbildung war nicht möglich; nach der obligatorischen Schulzeit hiess es im Gemeindewerk einen Zubatzen zu verdienen. Ende Jahr wurde dann ein Abzug vorgenommen, weil der Vater Schulden hatte. Eines Tages eröffnete Vater Ernst Höneisen seinem Sohn im Beisein eines Bekannten, er habe vor Bauer zu werden. „Was denn sonst?“, antwortete er auf die entsprechende Frage seines Besuchers. Die wichtigen Dinge des Lebens direkt zu besprechen war nicht üblich, genau so wenig wie das väterliche Verdikt in Frage gestellt werden konnte. Erstaunlich ist, dass Höneisens auch unter den schwierigen Verhältnissen die Träume nie ausgingen. Ernst Höneisen senior schwebte ein Siedlungshof vor. Doch dazu waren 12 Hektaren Land an einem Stück nötig, um Subventionen beanspruchen zu können. Nach der Güterzusammenlegung mass das geeignete Stück „im Feld“ lediglich 240 Aren. Sollten Vaters heimliche sonntägliche Besuche von Fussballspielen in Winterthur von den unerfüllten Wünschen ablenken? Doch der Traum ging in Erfüllung. Im Jahr 1967 konnte die von Ernst junior erbaute Siedlung bezogen werden. Mit unverhohlenem Stolz zeigte der Senior den Besuchern den Stall im „Tännlihof“ mit der modernen Schwemmentmistung.

 

Vater Ernst Höneisen-Müller war nie untätig gewesen. Er las viel und informierte sich. Schon früh spezialisierte er sich auf den Anbau von Kartoffeln und Zuckerrüben. Früh importierte er den ersten Massey-Ferguson mit Hydraulik direkt aus England. Die erste Furche, gezogen mit dem zum Traktor passenden Anbaupflug, von Schmied Schmid konstruiert, wurde zu einem grossen Ereignis. Grössere Träume zu realisieren und dafür alles auf eine Karte zu setzen, war Ernst junior mit Unterstützung seiner Gattin Maria Gödl (gestorben 2016) vorbehalten. Wenn er schon nicht Bergpostchauffeur, Automechaniker oder Werkstattchef werden konnte, dann sollten zwanzig Kühe im Stall in einer Reihe stehen! Um dieses Ziel zu erreichen, mussten dem Ehepaar gut gesinnte Leute im Dorf und landwirtschaftliche Institutionen sowie Behörden helfen. Den beiden Eheleuten kam es damals wie ein Wunder vor, dass sich immer wieder Leute fanden, die ihnen in Schlüsselsituationen zum berühmten letzten Stein verhalfen. Ernst zählt sich noch alle auf, wie wenn es gestern gewesen wäre: zum Beispiel all jene Landeigentümer, die zur Arrondierung im Feld innerhalb einer Woche ihre Zustimmung zu einer Landumlegung grösseren Stils geben mussten, oder jene, die noch zwei Stunden vor dem „Verschreiben“ auf dem Notariat die letzte Finanzierungslücke schlossen. Damit war die Basis gelegt für den Aufbau des Betriebs, der schliesslich bis auf 24 Hektaren erweitert werden konnte. Die Arbeit als etwas Selbstverständliches zu betrachten und dabei zufrieden zu sein, lernte Maria Höneisen-Gödl, die als Pflegetochter in der Steiermark aufgewachsen war, wie ihr Gatte bald nach der Schulzeit. Über Innsbruck, Urnäsch und das Safiental verschlug es die junge Frau ins Restaurant „Rank“ in Andelfingen. Bäuerin zu werden war nicht gerade ihr oberstes Ziel. Und doch hat sie sich nach der Heirat mit jedem Projekt auf dem „Tännlihof“ voll identifiziert. Sie stand im Stall, arbeitete beim Kartoffel- und Zuckerrübenanbau und später beim „Gmüeselen“. Maria fragte jeden, der auf den Hof kam, ob er z um „Chef“ werden wollte; für alle Angestellten, ob aus Portugal oder Afrika, war sie aber mit allem Respekt stets „s’Mami“, das wusste, wo und wie etwas zu tun war – auch wenn Ernst auswärts 11000 Marksteine setzte oder für die Gemeinde den Winterdienst besorgte und später als Gemeinderat unterwegs war.

 

Sohn Heinz (1957) arbeitete früh im Betrieb mir und erhielt viel Verantwortung übertragen. Obwohl für ihn die landwirtschaftliche Ausbildung eine Selbstverständlichkeit war, so hing auch er anfänglich ganz anderen Berufsträumen nach: Elektriker oder Pfarrer: der Berufsberater konnte sich Heinz sogar als Matrosen vorstellen. Doch als die Berufswahl Bauer feststand, gab es keine Halbheiten. Das Durchsetzen eigener Ideen auf dem Betrieb lief allerdings mit dem Vater nicht ganz konfliktfrei ab. Die Nagelprobe war zu bestehen, als Heinz, schon verheiratet mit Erika Glur aus Zürich, das erste Mal 50 Aren Zwiebeln säte. Mit dem als Haushaltlehrerin verdienten Geld hatte Erika eine Zuckerrüben-Sämaschine gekauft. Mit selber angepassten Lochscheiben ging Heinz nun in Abwesenheit von Vater Ernst ans Werk. Diesem Versuch folgten zwölf Jahre mit erfolgreichem Gemüseanbau. „Handeln und den daraus entstehenden Druck aushalten und das Risiko eingehen“ ist noch heute seine Devise. Der Vater war der erste Prüfstein. Heinz und Erika waren zuerst Angestellte, wobei der Gemüsebau auf eigene Rechnung geführt werden konnte. Erikas Zusatzverdienst aus der Lehrtätigkeit besserte das Einkommen auf. Seit 1995 sind die Beiden Eigentümer des Hofes.

 

Vater Ernst war noch nicht 60, als er den Betrieb weitergab. Dazu merkt er an: „Ich kann nicht 700 bis 800 Stunden pro Jahr in Behördenfunktionen vom Betrieb weg sein und dann heimkommen und noch anordnen, was zu tun ist.“ Die bewirtschaftete Fläche ist unterdessen auf 39 Hektaren gewachsen. Nicht immer verlief die Entwicklung spannungsfrei: es galt und gilt auch heute, den Druck von Öffentlichkeit und Berufskollegen auszuhalten. Heinz wurde zum überzeugten Verfechter des Ökokonzeptes der „Integrierten Produktion“, noch bevor es Direktzahlungen dafür gab. Er setzte die neuen Erkenntnisse zuerst marktmässig im Gemüsebau um, nicht zum einhelligen Wohlgefallen der Konkurrenz. Mit seinem auch nach aussen deklarierten Anbausystem rief er die „soziale Kontrolle“ auf den Plan. Privatleute, die jede Düngergabe oder Spritzung von ihrem Balkon aus beobachten und darüber Buch führen, wie jene, die seine Schafhaltung in Dorfnähe überwachen, sind Tatsache. Registriert wird auch, in welchem Alter seine im Freiland gezogenen Ferkel von der Muttersau abgesetzt werden. Die Ruhe zu bewahren, wenn es bis zum öffentlichen Angriff in der Fachpresse kommt, braucht Stehvermögen und eine gewisse Unabhängigkeit. Und damit sind wir beim Kapitel Freilandschweine angelangt. Heinz hat dieses Projekt gegen alle Vorbehalte und Zweifel seines Umfeldes realisiert.

 

Wie kommt ein noch nicht ganz vierzigjähriger Unternehmer dazu, den gut laufenden Gemüsebau, das dabei erworbene Know-How und die Kundenbeziehungen an einen Berufskollegen weiterzugeben und sich einem ganz und gar risikoreichen Betriebsszweig zuzuwenden, für den Vorbilder erst im Ausland und dazu unter ganz anderen Randbedingungen vorhanden sind? Dazu ist festzuhalten, dass das intensive Gemüsebaukonzept wohl sehr gut in die finanzielle Engpassphase zweier Familien bei enger Generationenfolge passt, für die Nachfolgephase aber zu aufwendig wurde. Eine gewisse Rolle spielt sicher die Freude am Neuen und am Risiko mit. Erika steht diesem neuen „Spleen“ von Heinz gelassen gegenüber. Sie hat unterdessen ihre Lehrtätigkeit noch weiter ausgedehnt und schätzt die daraus entstandene finanzielle Sicherheit und Unabhängigkeit. Heinz wiederum schätzt seine Entscheidungsfreiheit: er weiss aber auch, dass er diese mit einer ständigen Präsenz auf dem Betrieb erkauft. Der Erfolg hat sich eingestellt und die Freude am Beruf ist im Gespräch spürbar. Und für den Fall, dass sich wieder Änderungen aufdrängen würden? Heinz hält noch ein paar andere Ideen bereit!

 

Seit 2011 gehört nun auch Martin Höneisen (Sohn von Erika und Heinz) zu den Betriebsleitern auf dem „Tännlihof“. In diesem Jahr begann die Umstellung der Betriebsflächen auf Biolandbau und seit dem Jahr 2013 wird dieser von Martin und Heinz auch ausschliesslich biologisch betrieben. Es arbeiten je nach Saison noch 15-55 Arbeitskräfte vor allem aus Portugal und Polen auf dem Betrieb, die in verschiedenen Wohnungen in und um Andelfingen wohnen.

 

 

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Thurlandbio, Familie Höneisen, Tännlihof, 8450 Andelfingen